BUND Kreisverband Wetterau

25. Kelterfest in Karben am 9. September 2018

Ein besonderes Jubiläum

1993, in Karben.

Hier, wie anderswo auch, fressen sich Neubaugebiete durch die Ortsränder und führen zur massenhaften Zerstörung der ortsnahen Streuobstwiesen, ein weit bekanntes Wahrzeichen der Dorfstrukturen in der Wetterau. Sollte dies der Untergang des Traditionsgetränks dieser Region sein? Dort wo einst Obstreihen standen, entstehen Reihenhäuser. Immer mehr dieser biotopreichen, Landschaftsbild prägenden Obstbaumstreifen werden nicht mehr im notwendigen Maße gepflegt, weil arbeitsaufwendige Handarbeit dazu notwendig ist. Ein Baum, der tragen soll, bedarf des regelmäßigen, fachkundigen Schnitts, der Erhalt der artenreichen Wiesen unter den Bäumen ist nur durch regelmäßige Mahd zu erreichen, was durch  größer werdende Maschinen in der Landwirtschaft zusätztlich erschwert wird.

Der drohende Verlust dieser traditionellen Landschaft treibt die Naturschützer in Karben als erste Gruppe im Wetteraukreis schon bereits vor 25 Jahren an, Lösungen zu suchen für die Frage: Wie kann es gelingen, Streuobstwiesen dauerhaft zu erhalten? Wie kann der Verlust der Wiesen und des Wissens über deren Pflege, der Sortenvielfalt und der Nutzung aufgehalten werden, waren es doch meist ältere Menschen, die dieses Spezialwissen hatten. Unbedarfte hielten „Schafsnase“ für ein Schimpfwort und „Kaiser Wilhelm“ für eine Auszeichnung, der „Geheimrat Dr Oldenburg“ war zum Anbeißen. Eine Vernetzung oder ein Main-Äppel Haus gab es damals noch gar nicht. Die heute diskutierte öffentliche Förderung auch nicht! Also wurden die Naturschützer hier aktiv! Zunehmend zogen sich die Gemeinden von der aufwändigen Pflege dieser Biotope zurück, die Streuobstwiesen verwilderten, wurden umgepflügt, alte Bäume zerbrachen unter der Last der früchte, die ungenutzt im Gras vermoderten.

So beschloss der BUND-OV Karben damals, sehr viel früher als andere Vereine in der Region, mehr Mitbürger für den Erhalt der Streuobstwiesen und ihrer Produkte zu sensibilisieren und Mitstreier für Neuanpflanzungen von Hochstammbäumen alter Sorten an den neuen Ortsrändern zu finden, die die schon verloren gegangenen Areale ersetzen sollten. Mitstreiter vor Ort waren der Dottenfelder Hof aus Bad Vilbel und der Obsthof Schneider in Niedererlenbach.

Mit Kindergruppen wurde in den Herbstferien für drei Tage eine Freizeit angeboten „Natur erleben, Spass haben“und dabei auch aus Fallobst Apfelmus gekocht und mit gekauftem Mus verglichen. Welcher besser schmeckte? Klar, der selbstgekochte!

Neben Hochzeitshainen in nahezu allen Ortsteilen Karbens (die leider von der Stadt nach einigen Jahren nicht mehr ermöglicht wurden oder kürzlich nun schon wieder durch neues Baugebiet „Waldhohl“ bedroht ist), Pflanzaktionen des Sortengartens mit Hochstammobst und Baumschnittkursen, sollte ein Kelterfest im Jukuz der Auftakt zur Rettung der Streuobstwiesen sein. Baumpaten sollten gesucht und gefunden werden. Eine Pflanzenbörse für alte Obstbaum Sorten wurde gestartet.

2010, wiederum als eine der ersten Gruppierungen überhaupt, wurde vom BUND- Karben der Wettbewerb für Hobbykelterer ins Leben gerufen, der mittlerweile kreisweit viele Nachmacher gefunden hat.

Eine Kartierung neuer und alter Obstbäume, die heute einen ansonsten fast verloren gegangenen, deswegen nun um so wertvolleren Genpool von mehr als  250 Sorten darstellen, konnte mit Hilfe von Werner Nußbaum durchgeführt werden, den Kenner der Szene ehrfüchtig den „Streuobst Papst „ nennen.

 Apfelsaft und Apfelwein waren und sind immer schon die schönsten Seiten des Naturschutzes gewesen. Vom Baum in die Flasche oder den Bembel, alles Handarbeit. Wie das genau geht, wurde von Wolfgang Lazar und Jürgen Pfeiffer mit ihrer alten Kelter schon damals  beim ersten Kelterfest den Interessenten vorgeführt. Mitmachen war und ist auch heute beim Schaukeltern immer noch ausdrücklich erwünscht.

Frischer Süßer und Apfelwein warten dort auch diesmal wieder auf durstige Kehlen. Hinzu kommen verschiedene, teilweise auch sortenreine Seccos, denn schon lange werden hier bei „Pomolo“ unsere ungespritzten Äpfel zu leckerem Apfelsecco verarbeitet, der als „Karbener Streuobst“ bei überregionalen Wettbewerben schon mit Preisen ausgezeichnet wurde.

Grund und Anlass genug, nun zum 25-jährigen Jubiläum eine Sonderedition „Jubiläums Secco“ anzubieten, die dann auch nach dem Kelterfest noch im Handel erhältlich sein wird.

Am 9.September ab 14.00 Uhr wird im Jukuz Karben, Brunnenstraße auf der großen Wiese das 25. Kelterfest von den Hauptakteuren und Herrn Bürgermeister Rahn, als Vertreter der Stadt, eröffnet werden. Wieder wird ein großes, buntes Fest gefeiert, das für alle offen ist und bei dem sich alles um den Apfel dreht.

Alle traditionell beim Kelterfest beteiligten Mitstreiter werden sich wieder einfinden und ein vielfältiges Angebot anbieten, das wie immer musikalisch bereichert wird  durch die Musiker der Gruppe Querbänx und Martin dem Geiger, der mit seinen Bienenweiden am Heitzhöfer Bach nicht nur bunte, vielblütige Flecken in die Landschaft zaubert, sondern sich als Imker auch noch mit seinen Bienenvölkern um die unentbehrliche Bestäubung unserer Pflanzen kümmert. Wer sich für die Imkerei interessiert, findet hier kompetente Beratung und natürlich auch Honigprodukte. 

Eine ganz andere Art der Förderung von Bienenvölkern stellen die beiden „Bienenbotschafter“ vor, die ihre Klotzbeuten schon in einigen Obstanlagen in der Karbener Gemarkung und sogar in Frankfurt aufgehängt haben. Unter ihrer Anleitung werden am Nachmittag dann gezielt Führungen zu diesem Thema im Rapp`s Garten durchgeführt.

Klaus Spieler, ein von der Unesco für den Erhalt alter Streuobstsorten der Wetterau ausgezeichnetes  BUND-Mitglied und Pomologe steht mit einer Apfel - Sortenschau, Sachwissen und Material zur Obstwiesenroute zur Auskunft bereit.

Daniela Ernst zaubert am BUND-Stand mit ihren Tatoos kleine Kunstwerke in Kindergesichter, die dann als Schmetterlinge, Blumen oder aber auch Bösewichte das Fest beleben.

Mit einer Antwort auf die Standardfrage „ Wieviele Äpfel liegen in diesem Korb?“ können sich alle Gäste beim beliebten Ratespiel des BUND beteiligen, denn hier kann man nur gewinnen: Gutscheine für Bio-Lebensmittel aus heimischer Erzeugung. Äpfel können verkostet werden, Koch- und Backrezepte für das Obst von der Streuobstwiese könnnen ebenso mitgenommen werden, wie allgemeine Informationen und Broschüren  zum Naturschutz. Beratung ist jederzeit möglich.

Mit hausgemachten Obstkuchen von den BUND- Streuobstwiesen und Grillwürstchen vom Biolandhof Mager  kann Kuchenwunsch und Heißhunger bedient werden, der Vollwertstammtisch gleich nebenan wird wie gewohnt alle Besucher mir einer Vielzahl von Speisen verwöhnen.

In einer mehr als 24 Stunden langen Aktion hat die IG-Streuobst nicht nur 120 kg Zwetschen geerntet und entkernt, sondern mit tatkräftiger Unterstützung durch BUND Mitglieder in einer langen Nacht - anknüpfend an alte Traditionen – in einem Kupferkessel unter fleißigem Rühren Latwerge gekocht, das käuflich zu erwerben ist. Fragen zu Werkzeug, Ausrüstung oder Streuobstwiesenpflege werden hier beantwortet.

Äpfel werden auch verkauft, erzeugt in der OGV- Anlage in Klein-Karben. Welche Sorte wie schmeckt oder zu pflanzen und pflegen  ist, hier sind sie richtig. 

Ausgefallene Angebote  kommen vom Weltladen der Familie Gresser.

Der NABU Karben wird einen Info-Stand aufbauen, mit einem Spektiv können Vögel erkannt werden, für Kinder gibt es einen Fühlkasten und ein Ausschneide-Spiel.

Uli Loos / BUND OV Karben/Niddatal

( weitere Info's Bitte auf Bilder klicken )