BUND Kreisverband Wetterau

Kräuter - duftend, würzend, heilend

Echter Salbei (Salvia officinalis)  (Foto: BUND OV Bad Vilbel)

Die Verwendung von Kräutern ist so alt wie die Menschheit. Bei Ausgrabungen wurden in Pfahlbauten aus der Jungsteinzeit Reste von Mohn, Angelika und Kümmel gefunden. Sie dienten sowohl als Gewürze als auch zur Heilung. Jahrtausendalte Schriftstücke erzählen von den Kräuterkenntnissen der Chinesen, Inder und Ägypter. Auch im Alten Testament ist im Hohen Lied Salomons ein "Würzgärtlein da Balsamkräuter wachsen" erwähnt. In der Zeit der griechischen und römischen Antike brach die große Zeit der Kräuterkundigen an. Ärzte und Gelehrte sammelten das ge¬samte bekannte Wissen über die Heil- und Würzpflanzen. Gut bekannt ist heute noch der Arzt Hippokrates (ca. 460 - 337 v. Chr.). Bereits damals wurden die duftenden und würzigen Pflanzen auch zum Kochen verwandt.

Die aromatischen Düfte aus dem Kräutergarten dienten aber auch seit uralten Zeiten den Verführungskünsten. Die griechische Dichterin Sappho soll sich das Haar mit Majoran gesalbt, die Kniekehlen mit Minze eingerieben und ein wenig Thymianduft auf den Hals verteilt haben. Kleopatra salbte sich mit Zimt- und Nelkenduft, wogegen sich Messalina lieber auf eine Mischung aus Erbsenmehl, Zwiebeln, Raute und Wein verließ.

Mit den Römern fanden die Kräuter über die Alpen, da die Soldaten ihre Gerichte wie zuhause gewürzt haben wollten. Später nahmen die Benediktinermönche Ableger mit in ihre neu gegründeten Siedlungen in den unwirtlichen Norden. Aus den Klöstern fanden die Gewürz- und Heilpflanzen dann langsam ihren Weg in die weltlichen Burgen.

Karl der Große erließ 812 n.Chr. eine Verordnung für seine Landgüter mit genauer Anweisung, welche Gemüse und Kräuter unbedingt angebaut werden sollten. U.a. wurden genannt Salbei, Eberraute, Rosmarin, Kümmel, Anis, Kresse, Petersilie, Liebstöckl, Dill, Fenchel, Senf, Bohnenkraut.

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Mit der Erfindung der Buchdruckerkunst entstanden umfang- und kenntnisreiche Bücher, geschrieben von Ärzten, Professoren oder Lehrern. Damit wurden die Geheimnisse der Kräuterkunde auch breiteren Volksschichten zugänglich. Die Pflanzen fanden Eingang in die Bauern- und Bürgergärten. Erwähnen muss man in diesem Zusammenhang, dass die Kräuter auch verbunden sind mit den weisen Kräuterfrauen, die von der Kirche während vieler Jahre als Hexen verfolgt und grausam getötet wurden. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Naturheilkunde wieder zu neuem Leben entwickelt. Bekannt ist heute noch Sebastian Kneipp. Im 20. Jahrhundert vergaß man erst einmal das uralte Wissen und wandte sich eher der Technik und der Chemie zu. Heute allerdings entdeckt man wieder die abwechslungsreiche Würze und die Heilkräfte der seit altersher bekannten Gewächse.

Am besten schmecken die Kräuter frisch, wenn möglich aus eigener Ernte. Wer keinen Garten hat, der kann sie auch auf dem Balkon ziehen. Die Ansprüche der Gewürzpflanzen sind unterschiedlich, allerdings feuchten Schatten lehnen sie alle ab. Wichtig für Kräutergärtner/innen ist, dass es nicht auf die Blattmasse ankommt, sondern auf die Qualität der Inhaltsstoffe wie ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Vitamine und Mineralstoffe. Der Boden darf eher mager als zu fett sein. Den meisten Gewürzpflanzen schadet es, wenn sie reichlich Wasser und Dünger, insbes. Stickstoff, bekommen. Dann wachsen sie zu schnell, entwickeln zu üppiges Blattwerk und schmecken fade. Schwere lehmige Böden müssen vor der Pflanzung mit Sand, Kompost und Tonmehl aufgelockert werden. Auch steinige Böden sind geeignet. Wer kocht, weiß wie nützlich es ist, wenn die Kräuter in der Nähe der Küche sind, zudem sollte das Kräuterbeet oder das Kräutergärtchen von alle Seiten bequem begehbar und die Pflanzen erreichbar sein.

Unbedingt zu achten ist auf die besonderen Ansprüche der Pflanzen. Die meisten stammen aus den Landschaften rund um das Mittelmeer. So fühlen sich Salbei, Thymian, Lavendel und Rosmarin am wohlsten, wenn sie auf einem niedrigen Trockenmäuerchen oder in einem sonnigen Steingarten wachsen dürfen. Sie gedeihen jedoch auch wie viele heimische Gewürze, die bei uns auf Wiesen oder an Wegrändern zu finden sind, zwischen anderen Blumen. Eine weitere Möglichkeit ist die Kräuterspirale. Dabei wird eine Trockenmauer spiralförmig ansteigend aufgebaut. Auf der höchsten Stelle sollen südliche, Wärme, Trockenheit und mageren, kalkreichen Boden liebende Kräuter gepflanzt werden, während zur Basis hin eher heimische Pflanzen gedeihen. Entsprechend wird die Erde aufgefüllt.

Auch im Nutzgarten leisten Gewürzkräuter gute Dienste. Sie sind unentbehrlich für den naturgemäßen Pflanzenschutz. Bestimmte Kombinationen von Gemüse und Kräutern oder von Blumen und Kräutern helfen bei der Abwehr von Schädlingen: die Kapuzinerkresse vertreibt Blutläuse von Obstbäumen, das Bohnenkraut hält schwarze Läuse von den Bohnen ab. Manche Kräuter üben eine positive Wirkung auf das Wachsen und Gedeihen von Nachbarpflanzen aus, z.B. Kümmel, Fenchel und Koriander auf Gurken, Zwiebeln und Möhren. Radieschen werden wohlschmeckender neben Kresse, Kartoffeln neben Kümmel. Nicht zuletzt eignen sich Kräuterjauchen, -brühen und -tees bestens zur Schädlingsabwehr und Pflanzenstärkung.

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Wer Gewürzpflanzen im Garten hat, wird während der sonnigen Stunden viele Insekten auf den Blüten bewundern können. Besonders die Doldenblütler wie Petersilie, Kümmel und Fenchel bezaubern durch das überreiche Insektenleben, wobei die Schwebfliegen auffallen, deren Larven eine Menge Blattläuse vertilgen.

Noch ein Tipp zur Ernte: Am besten sind sonnige Tage zum Sammeln. Kräuter, die längere Zeit aufbewahrt werden sollen, pflückt man vorzugsweise am späten Vormittag zwischen 10 und 11. Dann sind die Pflanzen noch frisch und voller Würze. Die Mittagszeit ist immer ungünstig.

Buxmischbeet  (Foto: BUND OV Bad Vilbel)

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