BUND Kreisverband Wetterau

Herbstputz im Garten?

November, es ist ungemütlich draußen. Es stürmt und windet und damit fliegen wieder die Blätter über Gartengrenzen hinweg – ein Ärgernis für viele Gartenbesitzer. Denn eine Menge Arbeit wurde bereits investiert um den Rasen und auch die Beete von den Herbstabfällen zu reinigen. Doch was sagt die Natur dazu? Ist dies sinnvoll?

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) meint, nein, häufig nicht, denn Gartenabfälle sind wertvolle Rohstoffe, die zu großen Teilen wieder sinnvoll im Garten verwertet werden können. Blätter und Reisig sind gespeicherte Energie und Nährstoffe, die den Pflanzen wieder zugeführt werden sollten. „Gereinigte“ Gärten sind zudem anfälliger für Krankheiten und Schädlingsbefall. Die Natur kennt keinen Müll. Materialien, die absterben, verrotten langsam und werden vollständig umgesetzt. Oft liegt auf dem Boden im Herbst eine mehrere Zentimeter dicke Schicht von pflanzlichen Abfällen. Doch schon im Frühjahr fällt diese Streuschicht kaum noch auf.

Pilz und Apfel auf einer Wiese im Herbst  (Foto: BUND OV Bad Vilbel)

Die beste Vorstellung davon, wie die Natur arbeitet, kann man sich verschaffen, indem man mit dem Spaten die obersten Bodenschichten abschneidet. Nach unten hin wird das organische Material immer feiner und dunkler, geht ohne deutliche Grenze in den mineralischen Teil des Bodens über, der noch ein Stück weit dunkel gefärbt und gut durchwurzelt ist dann mit zunehmender Tiefe heller wird. Die Zersetzung des organischen Materials erfolgt durch einen riesigen Mikrokosmos an Lebewesen, über den aber noch recht wenig bekannt ist. Man hat jedoch ausgerechnet, dass alles Leben an sich selbst ersticken würde, wenn nicht die Bodenorganismen den Stoffkreislauf aufrecht erhalten würden. Solch ein lebendiger Boden ist Voraussetzung für gutes Gedeihen unserer Gartenpflanzen. Wenn wir in unseren Gärten arbeiten, wie es die Natur vorgibt, sparen wir Arbeit und Geld und erhöhen die Lebensvielfalt entscheidend.

Auf die Gabe von Mineraldüngern lässt sich hiermit problemlos verzichten. Der Umwelt werden dadurch viele Nachteile erspart, da Mineraldünger energieaufwendig und umweltbelastend hergestellt und zum Einsatzort transportiert werden müssen. Auch in der Anwendung liegen Gefahren. Mancher Mineraldünger ist schwermetallbelastet, ein Zuviel bedeutet Schwächung der Pflanzen und Schädigung von Boden und Grundwasser. Laub kann weitgehend unter Büschen und Bäumen verbleiben. Auch das Liegenlassen und Ausbringen von Laub zwischen Stauden ist sinnvoll. Stauden, die im Schatten gedeihen und ursprünglich aus dem Wald kommen, sind es sowieso gewöhnt, den Winter unter einer dicken Laubschicht zu verbringen. Ebenso ergeht es den Frühjahrsblühern.

Zierrasen verträgt keine dicke Laubschicht. Wenig Laub kann man mit dem Rasenmäher zerkleinern und liegenlassen. Ansonsten harkt man es zusammen und gibt es unter die Büsche, auf den Kompost, auf Beete, auch Gemüsebeete: eine willkommene Methode, um das Umgraben zu vermeiden. Schwer verrottendes Laub wie z.B. das der Buche ist dazu allerdings weniger geeignet. Dies sollte man getrost unter dem Baum liegen lassen und über die Jahre hinweg beobachten, wie sich unter dem Baum Waldbedingungen einstellen. Rasen wächst im tiefen Schatten großer Bäume sowieso nicht. Sehr schnell verrotten z.B. die Blätter von Obstbäumen. Wer verschiedenes Laub hat und freigewordene Gemüsebeete damit mulchen möchte, kann dieses mischen, wenn vorhanden auch mit anderen Materialien. Hierzu eignen sich besonders zerkleinerte, gehäckselte Holzabfälle. Um die Zersetzung von Laub und Holz zu beschleunigen, kann man etwas Kalk, Gesteinsmehl und organische Stickstoffdünger - z. B. Hornspäne - hinzugeben.

Holzpilz  (Foto: BUND OV Bad Vilbel)

Neben dem Laub sollte auch der Strauch- und Baumschnitt im Garten bleiben. Man kann ihn flächenhaft ausbringen, dazu lassen sich kleinere Mengen mit der Gartenschere zerkleinern, größere Mengen schafft ein Häcksler. Totes Holz ist in vielerlei Formen für Pflanzen und Tiere als Standort, Brut- und Lebensstätte sowie als Versteck von Bedeutung. So gedeihen auf abgestorbenen Bäumen, Ästen und Zweigen Pilze, Flechten und Algen. In alten Stämmen und in Wurzelstubben leben viele Käferarten, und Spechte hämmern dort nach Nahrung. In dichten Reisighaufen finden Kleinvögel Deckung und Brutplatz, Garten- und Waldspitzmaus, Mauswiesel und Spinnen finden sich ein. Unter Reisig und Bretterstapeln verstecken sich Erdkröten und bauen Igel ihre Wohnstätten. Im Mulm von Totholz verbringen oftmals Eidechsen den Winter.

Winter am Rosenstiehl  (Foto: BUND OV Bad Vilbel)

Die meisten Gartenfreunde schneiden im Herbst die Stauden bis auf den Boden herunter. Damit entfällt eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel. Samenfressende Kleinvögel zerpflücken die Fruchtstände, insektenfressende suchen die vertrocknenden Pflanzen nach Raupen und Spinnen ab. In den Stengeln befinden sich häufig überwinternde Insektenlarven. Insbesondere sind hier die Wildbienen zu nennen. Wer im Frühjahr und Sommer ein reiches Insektenleben im Garten wünscht, sollte somit unbedingt abgestorbene Stengel bis zum Frühjahr stehen lassen. Auch optisch wird der Garten hierdurch belebt: taubedeckte Spinnennetze zwischen trockenen Stengeln sind ebenso reizvoll wie reif- oder schneebedeckte Pflanzen.

Wer diese Ratschläge befolgt, wird im Winter auch seine Freude haben an den Vögeln, die zahlreich im Laub und am Altholz nach Nahrung suchen - ein naturnah bewirtschafteter Garten im Winter ist nicht tot.

Spinnennetz im Herbst  (Foto: BUND OV Bad Vilbel)

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