BUND Kreisverband Wetterau

Vorbild Alte Bauerngärten

Die Gärten in unseren Siedlungen werden immer kleiner. Heißt das auch weniger Vielfalt? Oft hat man diesen Eindruck, denn immergrüne Bäume und Sträucher neben einem kleinen Rasenstück mit ein paar Blumen am Rande, sind alles was wachsen darf. Dabei ist es einfach, auch kleinste Flächen in blühende Paradiese zu verwandeln, in denen sogar Kräuter und Gemüse Platz finden.

Der alte Bauerngarten kann ein Vorbild sein. Unsere Gartenkultur begann mit den Römern, die aus ihrer südlichen Heimat viele Pflanzen mitbrachten in das für diese Menschen sehr unwirtliche Germanien. Mitgekommen sind u.a. Kürbis, Gurke, Spargel, Sellerie, Knoblauch auch Heil- und Gewürzkräuter wie Anis, Dill, Kerbel und Senf. Rosen und Lilien, Goldlack und Levkojen hielten Einzug, ebenso hochwertige Obstsorten. Dieser Reichtum überlebte in unseren Breiten nur Dank der Klöster. Die Mönche als Selbstversorger pflegten ihre Gewächse und tauschten untereinander Ableger und Samen aus. Von besonderer Bedeutung waren dabei die Heilkräuter. Nur ganz langsam fanden diese Pflanzen aus den Klostergärten einen Platz in den umliegenden Bauerngärten. Erst zu Beginn der Neuzeit im 16. Jahrh. konnten die Menschen sich den Luxus leisten, Pflanzen nur wegen ihres interessanten Wuchses oder um der schönen Blüte willen zu pflegen.

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Die Entdeckerfahrer brachten bald auch neue Gewächse aus Amerika wie Sonnenblume, Kapuzinerkresse und die Kartoffel mit. Im 17. Jahrh. blühten schon 1000 Blumen in Gärten, darunter auch heimische Gewächse wie Fingerhut, Maiglöckchen, Türkenbundlilie, Mondviole und Weidenröschen. Hauptmerkmal der Bauerngärten war, dass Gemüse, Kräuter und Blumen in buntem Durcheinander wuchsen. Oberstes Gebot war die klare, einfache Einteilung. Dies änderte sich auch nicht, als Elemente des Barockgartens von den Bäuerinnen übernommen wurden. Vor allem die mit Buchs eingefassten Beete und Blumenrondelle brachten einen Hauch von Noblesse in den einfachen Garten. Im 19. Jahrh. trafen dann Blumen aus China und Japan ein, beisp. das Tränende Herz.

Hundert Jahre später verloren die Bauerngärten ihren über Jahrhunderte bewahrten Charakter. Alte Kulturpflanzen hatten keine Verwendung mehr, so z.B. die Gespinst- und Färbepflanzen wie Flachs, Färberwaid und Krapp, und anstelle der Wurzel des Seifenkrautes kamen Feinwaschmittel in Mode.

"Moderne" städtische Vorbilder mit Blautanne und Zierrasen verdrängten die bunte Vielfalt. Mit dem Aufkommen eines neuen Respekts vor alter Bausubstanz, traditionellen Bauformen und -materialien keimt jedoch heute wieder der Wunsch nach den früheren abwechslungsreichen Gärten.

Einige Gestaltungsmerkmale der alten Bauergärten:

  • Verwendung fanden nur natürliche Baumaterialien, die vorzugsweise aus der näheren Umgebung stammten, wie Holz und Steine. Dieses Baumaterial verbindet sich mit den Gewächsen und bildet eine harmonische Einheit.
  • Die meisten Pflanzen stammen ursprünglich aus warmen, sonnigen Ländern. Daher liegen alte Bauerngärten immer der Sonne zugewandt. Besonders die Küchenkräuter brauchen die Sonne für ihre Inhaltsstoffe wie ätherische Öle, Glykoide, Alkaloide, Mineral- und Gerbstoffe. Auch für die meisten anderen Gemüse und Blumenarten sind Luft und Licht die beste Voraussetzung für gutes Gedeihen.
  • Ein klares einfaches Ordnungsschema ist vorherrschend. Damit erhalten auch kleine Gärten Profil. Das "wild-romantische Pflanzendurcheinander" wirkt durch Geometrie und Symmetrie stets ordentlich und niemals überladen. Zudem ist es praktisch. Meist ist der Bauerngarten rechteckig oder quadratisch angelegt. Die Wege sind gerade und ermöglichen ein gutes Erreichen der Gewächse.
  • Blumen können neben und zwischen Gemüse wachsen. Ein- und zweijährige säen sich selbst aus und dürfen oft da gedeihen, wo sie es wollen.
  • In der Mitte der Anlage findet sich häufig ein Blumenrondell. Schön ist hier eine Rose, am besten eine alte Sorte.
  • Ein besonders auffälliges Merkmal ist die Beeteinfassung. Sie gibt Ruhe und verhindert zudem das Abrutschen von Erde auf die Wege. Am besten eignet sich der Einfassungsbuchs "Buxus sempervirens suffruticosa". Keine Angst, eine gut gepflegte Einfassung ist kein Hort von Schnecken und anderen Schädlingen. Blühende Einfassungen sind ebenso möglich, z.B. von Katzenminze oder Steinkraut, Eberraute, Ysop oder Schnittlauch.
  • Erwähnt sei noch der Rosenbogen am Garteneingang, bepflanzt mit einer historischen wohlduftenden Rose, Clematis oder Jelängerjelieber. Die Pflanzen durften nicht schädlingsanfällig und frostempfindlich sein. Es lohnt daher, sich auf solch alte, gut bewährte Blumen zu besinnen und ihnen wieder einen Platz im Garten einzuräumen.
    Einige Sorten: Ringelblume, Bartnelke, Fingerhut, Goldlack, Stockrose, Akelei, Christrose, Eibisch, Schwertlilie, Mutterkraut, Pfingstrose, Alant. Fast vergessen sind Herzgespann, Betonie und Bilsenkraut.
  • In den letzten Jahren findet die Mischkultur immer mehr Anhänger. D. h. die verschiedenen Gemüsearten gedeihen auf einem Beet einträchtig nebeneinander. Bei kluger Auswahl (entsprechende Tabellen gibt es) nutzt man z.B. aus, daß bestimmte Wirkstoffe, die über Wurzeln, Blätter, Blüten, und Früchte abgegeben werden, das Wachstum der Pflanzen positiv beeinflussen, z.B. zwischen Tomaten und Sellerie. Manche Pflanzenkombinationen wehren gar Schädlinge ab, z.B. bei Möhren und Zwiebeln.
Buxmischbeet  (Foto: BUND OV Bad Vilbel)

Der hier beschriebene Bauerngarten ist der ideale Platz für diese Methode. Diese Zeilen können nur Anregung sein. Es gibt hervorragende Bücher mit entsprechenden Pflanzlisten und Kombinationsbeispielen. Darin werden auch Geschichten erzählt, die daran erinnern, daß Pflanzen einst mehr waren als Dekoration: Z.B. die Großblütige Königskerze auch "Wetterkerze“ genannt, garantierte durch ihre Anwesenheit in Hofnähe Schutz vor Blitzschlägen, wer sie ausriss muste aber ein größeres himmlisches Donnerwetter erwarten, zudem vertrieb das Kraut Teufel und Unholde.

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